Bad Wiessee Tag 9: Ein Fall für den Schachpsychologen

Die Schlußrunde in Bad Wiessee brachte heute nochmal einen bunten Strauß von spannenden Situationen für das Beelener Trio. Jeweils einmal gingen Sieg, Remis und Niederlage auf das Beelener Konto. Unter dem Strich konnten die damit vor Turnierbeginn anvisierten 50 Prozent knapp überboten werden.

Winfried Hanewinkel schloß das Turnier heute leider mit einer Niederlage ab. Gegen einen enorm starken Gegner freilich. Nach starken ersten zwei Turnierdritteln mit 3,5/6 blieb er damit am Ende bei 4/9 stehen. Berücksichtigt man jedoch, dass sieben seiner neun Gegner eine deutlich stärkere DWZ hatten, darf man das Turnier durchaus als sehr gelungen bezeichnen.

Dieter Hofenes Partie heute war wohl ein Fall für den Schachpsychologen. Nachdem er schon gestern eine beinharte Partie gegen einen 14jährigen Youngster bestritten hatte, musste es ihm heute wie ein Deja-Vú vorkommen. Schon wieder saß ihm ein 14jähriger gegenüber, zudem noch einer, der noch gute Aussichten auf Rating- oder Jugendpreis besaß. Die Lust auf die Partie hielt sich folglich zunächst arg in Grenzen, aber dann entwickelte sich nach und nach ein spannender Schlagabtausch, der dann in ein spektakuläres Finale mündete. Beide Könige standen arg im Kreuzfeuer, doch der Angriff des Beeleners schien der effektivere zu sein und führte zum Gewinn eines kompletten Turms. Auf der anderen Seite bastelte der Gegner jedoch ein geschicktes ewiges Schach, aus dem es im Normalfall kein Entkommen mehr gab. Und jetzt kam der Schachpsychologe auch bei seinem Gegner ins Spiel: mit einem puren Bluff gab Hofene seinem Gegner für einen Zug das Gefühl, noch mehr als das Dauerschach zu haben. Prompt kam a tempo der gewünschte Antwortzug, der dann allerdings Turmverlust und sofortiges Matt für den Gegner bedeutete.

Rudolf Radinger beendete sein bemerkenswertes Turnier heute mit einer weiteren Punkteteilung gegen einen 1900er. Mit über fünfstündiger Spieldauer war es eine der längsten Partien der Schlußrunde, in der Putis Gegner über weite Strecken noch kein Einsehen hatte und ein völlig ausgeglichenes Leichtfigurenendspiel bis zum Ende auskämpfte. Puti erreichte damit unter dem Strich 50 Prozent der Punkte und liegt im Endklassement sogar noch knapp vor Winfried Hanewinkel.

Die inoffizielle DWZ-Auswertung hatten die Turnierausrichter bis heute abend noch nicht auf Ihrer Seite eingestellt. Man kann aber davon ausgehen, dass sich alle Beelener eine DWZ-Steigerung erspielt haben, die sich im Falle von Rudolf Radinger sogar erheblich ausfallen wird.

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