Derby-Sieg in der Geisterstunde
Endlich konnte unser Verbandsliga-Achter den ersten Saisonsieg einfahren. Der 5:3-Sieg im Nachbarschaftsderby gegen die Schachfreunde aus Telgte könnte sich für den weiteren Saisonverlauf als eminent wichtig erweisen.
Lange hatte es gestern allerdings keineswegs nach einem Beelener Sieg ausgesehen. Im Gegenteil: an diversen Brettern liefen die Beelener gestern frühzeitig einem verlorenen Bauern hinterher. An anderen Brettern wirkte die Beelener Lage aufgrund hohen Bedenkzeitverbrauchs ein wenig bedenklich. Greifbare Beelener Vorteile hingegen musste man während der ersten zweieinhalb Stunden eher mit der Lupe suchen.
Umso positiver wirkten dadurch nach gut drei Stunden die Resultate in den ersten beendeten Partien. Zweimal konnten die Beelener als Außenseiter gegen prominente Gegner eine Punkteteilung behaupten. Am Spitzenbrett war dies umso bemerkenswerter, da Wolfgang Henke schon früh einen Bauern eingestellt hatte. Sein Gegner Stöcki konnte aber trotz endlosen Nachdenkens keinen guten Plan fassen und bot schließlich schon in Zeitnot ein Remis an. Auch das Remis, das Rudolf Radinger im Nachrücker-Duell Josef Muth abtrotzen konnte, gehört eher in die Kategorie "Wenig vorhersehbar".
Dennoch waren die dunklen Wolken über Beelen noch nicht endgültig verflogen. Josef Hofene hatte keinerlei Spiel für seinen verlorenen Bauern, und auch Winfried Hanewinkel geriet mehr und mehr ins Hintertreffen. Beide Partien waren auf Dauer nicht zu halten, doch zum Glück hatten sich Martin Hanewinkel und Franz-Josef Fartmann inzwischen klar vorteilhafte Endspiele erarbeitet. Pünktlich zur Zeitkontrolle hieß es somit erstmal 3:3, doch es sollte noch ein langer Abend werden.
An Brett 2 zeichnete sich inzwischen sogar der Beelener Führungstreffer ab. Dieter Hofenes Gegner hatte betont vorsichtig agiert, doch in der vierten Spielstunde bekam die Telgter Stellung erste Risse. Die Zeitnotphase tat dann ihr Übriges. Am ersten möglichen Figurengewinn ging Hofene noch vorbei, doch just im 39. Zug erfolgte der entscheidende Bauernvorstoß, der die gegnerische Stellung aus den Angeln hob. Nach der Zeitkontrolle konnte der Telgter den entstandenen Schaden nur noch begutachten und die Partie aufgeben.
Dennoch: es schien wieder nicht mehr als ein 4:4 möglich, denn Reinhold Austermann hatte sich inzwischen von einer Qualität verabschieden müssen und spielte in völlig verlorener Stellung eigentlich nur noch proforma ein paar Züge weiter. Und das mit ungeahntem Erfolg: schon in der Geisterstunde strauchelte sein Gegner auf den letzten Metern und stellte einen ganzen Turm ein. Nunmehr mit Mehrspringer wollte Reinhold die Partie nun auch noch gewinnen. Ganz so trivial war das noch nicht, weil er nur noch einen einzigen Bauern auf dem Brett hatte, den er auf keinen Fall verlieren durfte. Nach fast sechseinhalb Stunden hatte er den Sieg dann aber doch eingetütet.