Wijk aan Zee - Tag 7: Drei Zeitnot-Tragödien

Stellung vor 98. ... g5

Jetzt hat es sie doch noch erwischt. Nachdem das Beelener Trio in Wijk aan Zee bislang nahezu unschlagbar schien, setzte es in der gestrigen 7. Runde drei bittere Niederlagen. In allen Fällen spielte die Zeitnot eine entscheidende Rolle.

Winfried Hanewinkel war als Außenseiter in die Partie gegen Wouter Noordkamp (ELO 2033) gegangen. Über weite Strecken hatte Winfried aber alles unter Kontrolle und stand mit den schwarzen Steinen sogar leicht vorteilhaft. Auch zu Beginn der Zeitnotphase war noch alles im Lot. Bei ausgeglichenem Material musste Winfried lediglich den Übergang in ein reines Bauernendspiel fürchten, für das der Gegner den besser postierten König hatte. Doch leider passierte genau das: fast mit der Zeitkontrolle konnte sein Gegner alle Figuren abtauschen, so daß Winfried danach nur noch aufgeben konnte.

Noch bitterer spielte die Zeitnot Dieter Hofene mit. Gegen den Holländer Rene Pijlman (ELO 1875) hatte der Beelener nach zunächst vorsichtigem Abtasten etwa ab Zug 20 Oberwasser bekommen. Zunächst konnte ein Bauer, etwas später gar noch ein zweiter gewonnen werden. Auch ein Blick auf die Uhr wies noch leichten Vorteil für Hofene aus - drei Minuten gegen nur noch eine bei seinem Gegner im 27. Zug. Im für den Beelener ungünstigsten Moment schaltete der Gegner dann aber auf den Zocker-Modus um. In Sekundenschnelle war die Partie hochgradig taktisch, einige Züge lang fand Hofene noch die besten Antworten, doch nach einem Fehler im 31. Zug war dann vier Züge später das gegnerische Matt nicht mehr abzuwenden.

Mussten sich schon Winfried und Dieter über ihre Nullen mächtig ärgern, war Rudolf Radinger nach seiner Partie gegen Kasim Wandy (ELO 1726) absolut untröstlich. Mit 130 Zügen war es die längste Partie im gesamten Turniersaal. Schon im 32. Zug war der letzte Figurenabtausch erfolgt, bis zum 98. Zug (siehe Diagramm) gab es dann auch keine Bauernzüge mehr. Puti war mit einem Remis einverstanden, sein Gegner wollte die unter normalen Umständen nicht mehr zu gewinnende Partie aber unbedingt weiterspielen. Ab Zug 82 hätte Puti 16 Züge lang schon ein Remis nach der 50-Züge-Regel beantragen können, doch leider kam ihm dies während dieser Phase nicht in den Sinn. Nach dem Opfer 98. ... g5 steht Puti natürlich glatt auf Gewinn, doch in den folgenden 32 Zügen agierten beide Spieler groggy wie angeschlagene Boxer. Nach beiderseits vielen haarsträubenden Fehlzügen und insgesamt fast sieben Stunden Spielzeit hatte sich das gegnerische Hasardieren dann doch noch gelohnt - Puti musste aufgeben.

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