Wijk aan Zee - Tag 9: Gebührender Abschluß

Das Damenopfer 20. ... Dxf1+! leitete hier die Entscheidung ein

Gebührender Abschluß eines großen Turnieres: in der gestrigen Schlußrunde im holländischen Wijk aan Zee zeigten sich alle drei Beelener nochmals von ihrer guten Seite. Gegen starke Gegner sprangen noch einmal zwei Punkteteilungen und eine sehr ansehnliche Gewinnpartie heraus.

Winfried Hanewinkel schloß sein Turnier mit einer soliden Punkteteilung gegen den Holländer Bert van Oudforst (ELO 1917) ab. Damit sorgte lediglich eine kleine Schwächeperiode in den Runden 7 und 8 dafür, dass unter dem Strich nicht noch mehr als Rang 8 für Winfried drin war. Allerdings gehörte er auch nach Wertungszahl zur unteren Hälfte seiner Zehnergruppe und verlor teilweise recht unglücklich gegen die Spieler von der Tabellenspitze.

Rudolf Radinger gelang das Kunststück, dem bis dahin führenden Klaas Veldhuysen (Holland, ELO 1872) noch ein Remis abzuluchsen und diesem dadurch fast noch den Turniersieg zu nehmen. Bedenkt man, dass Puti für dieses Turnier mit seiner eher wenig repräsentativen ELO-Zahl 1800 und nicht mit seiner DWZ 1552 eingruppiert wurde, ist sein 6. Platz in seiner Zehnergruppe fast phänomenal zu nennen. Besonders stark war sein erstes Turnierdrittel, während er im Schlußdrittel fast ein wenig nachlässig noch das eine oder andere Zählerchen liegen ließ.

Für den krönenden Abschluß sorgte Dieter Hofene mit seinem Sieg über den früheren Münsteraner Bundesliga-Spieler Jörg-Martin Schultze (ELO 1995). Trotz der Niederlage blieb Schultze am Ende aber Turniersieger, weil auch sein schärfster Verfolger Ton Fasel in der Schlußrunde verlor. Ein weiteres Indiz dafür, wie ausgeglichen speziell diese Zehnergruppe besetzt war. In den 45 Partien dieser Gruppe gab es 22 Remisen, und da war kein einziges frühes "Großmeister-Remis" dabei. Mit Schultze und Hofene lieferten sich die beiden Deutschen im Feld zum Turnierschluß ein wildes Handgemenge, das schon früh in hochtaktisches Fahrwasser geriet. Beiderseits drohten ständig irgendwelche taktischen Einschläge, und besonders bei Schulze war die Bedenkzeit auch schon sehr früh knapp geworden. Nach einem spektakulären Damenopfer (siehe Diagramm) konnte Schultze in nur noch wenigen Sekunden nicht mehr alle Probleme lösen und gab bald danach auf.

Fazit zur Gesamt-Veranstaltung in Wijk aan Zee: Das jetzt 80jährige Turnier gehört sicherlich zurecht zu den weltweit angesehensten Schach-Veranstaltungen überhaupt. An jeder Ecke weht dem Betrachter Tradition pur ins Gesicht. Zwei große Fotowände im Eingangsbereich zum Turniersaal zeigen, wer dieses Turnier bis jetzt schon einmal gewonnen hat. Praktisch jeder, der im Schach Rang und Namen hat, ist hier schon einmal an den Start gegangen. Oder wie es der frühere Weltklassespieler Bent Larsen formuliert hat: "Normale Menschen müssen Neapel gesehen haben, bevor sie sterben. Schach-Großmeister allerdings müssen zuvor Wijk aan Zee gewonnen haben".

Das gesamte Turnier ist großartig organisiert. Trotz einer Zahl von mehr als 1000 Teilnehmern gibt es überhaupt keine Reibereien. Die Atmosphäre zwischen den Teilnehmern ist absolut relaxed. Und das großartige Teilnehmerfeld bei den Meisterturnieren sorgt dafür, dass täglich auch noch bis zu 1000 Zuschauern vor Ort sind, um den Meistern zuzuschauen.

Neben dem Schach kam auch der Urlaubsfaktor für die Beelener nicht zu kurz. Bis auf ein oder zwei verregnete Tage war das Wetter für Januar sehr annehmbar. Tagliche Spaziergänge an der nur einen Steinwurf entfernten Nordsee waren fest eingeplant. Dazu kamen Ausflüge (sogar per Leih-Fahrrad) in das nur 10km entfernte Alkmaar sowie am Ruhetag der Tagesausflug in das wunderschöne Amsterdam, das per Zug ebenfalls in nur einer halben Stunde zu erreichen ist.

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