Zweite spektakelt sich zum Klassenerhalt
So sieht ein perfektes Schach-Wochenende aus. Während am gestrigen Samstag unsere Zweite und Vierte jeweils den Ligaverbleib in ihren Spielklassen unter Dach und Fach brachten, eroberte heute nachmittag unsere Jugend im Topspiel der U20-Bezirksliga die Tabellenführung.
Mit einer sensationell guten Leistung knöpfte unsere Zweite dem bislang verlustpunktfreien Bezirksliga-Spitzenreiter Nienberge II den ersten Punkt überhaupt ab. Beim 4:4 kamen die Gäste aus Nienberge mit anderthalb blauen Augen davon und behaupteten vor der Schlußrunde ihre Spitzenposition noch hauchdünn. Allerdings ließ unsere Reserve noch die eine oder andere Gewinnchance ungenutzt, so daß auch ein knapper Sieg möglich schien und nicht unverdient gewesen wäre.
Zahlreiche der Partien verliefen äußerst "erlebnisorientiert", so dass die nicht gerade wenigen Schaulustigen voll auf ihre Kosten kamen. Figurenopfer schon im frühen Partiestadium, unerhört viele taktische Scharmützel und am Ende noch drei Partien, die in der Zeitnotphase entschieden wurden, alle Beteiligten präsentierten sich in großer Spiellaune und boten ein prächtiges Schach-Spektakel.
Fast ein wenig unscheinbar das frühe Remis von Dominik Fuisting, dann aber ging die Post ab. Josef Hofenes Läufer schlug schon nach einer halben Stunde scheinbar gewinnbringend auf f7 ein. Eine überzeugende Gewinnmöglichkeit ließ Josef dann wirklich aus, schien dann mehr und mehr ins Hintertreffen zu geraten, ehe die Partie nach vielen Verwicklungen mit einer Zugwiederholung endete. Mit einer glänzenden Partie brachte Marcel Gäbler die Beelener Farben in Führung, im Turmendspiel kombinierte er gekonnt die Stärke seines Freibauern auf d7 und die gegnerische Grundreihenschwäche zum Sieg. Und Johnny Ruhe erhöhte sogar auf 3:1. Er hatte früh eine Figur gewonnen, bei relativ verriegeltem Brett war aber eine technisch nicht ganz einfache Verwertung des Mehrmaterials notwendig.
Doch das Imperium aus Nienberge schlug zurück. Thomas Bleier hatte in einem zunächst durchaus passabel aussehenden Schlußspiel seinem Gegner nichts mehr entgegen zu setzen. Zudem übersah Rudolf Radinger in hoher gegnerischer Zeitnot das entscheidende Turmopfer auf h2, nachdem das Matt nicht mehr abgewendet werden konnte - also wieder Ausgleich 3:3.
Doch jetzt schlug die große Stunde von Markus Hofene, der gegen unseren früheren Beelener Schachfreund Christian Hanewinkel einen bärenstarken Tag erwischte. Nach einer schon gelungenen Eröffnung spielte er auch ein sehr ideenreiches Mittelspiel und ließ seinen Gegner dann in der Zeitnotphase endgültig über die Klinge springen. Wolfgang Henkes Spiel am Spitzenbrett musste letztlich die Entscheidung bringen. Hier schienen zwischenzeitlich beide Spieler gute Gewinnchancen ausgelassen zu haben, in beiderseitiger Zeitnot wurde Wolfgang dann in sehr zweischneidiger Stellung überspielt.
Das parallel ausgetragene Match der Vierten gegen Everswinkel II war dagegen nur ein "Kämpfchen". Die Gäste waren nur mit drei Spielern angereist und ließen ihre drei Spitzenbretter frei. Christian Korthaus beseitigte mit seiner Gewinnpartie dann schon bald die letzten Restzweifel. Karl-Heinz Schwarzer und Martin Zelleröhr remisierten wenig später zum 5:1-Endstand.
Zum Abschluß des Wochenendes sorgte dann die U20-Jugend mit einem 3,5:2,5-Zittersieg über den bisherigen Tabellenführer Münster III für das letzte Highlight. Damit haben die Jugendlichen vor der letzten Runde Mitte Mai alle Chancen auf den Aufstieg in die Verbandsliga.
Eine solche Achterbahnfahrt wie am heutigen Nachmittag sollte man Teamchef Dieter Hofene dann allerdings ersparen. Das Unheil schien früh seinen Lauf zu nehmen, als Simon Fartmann und Philip Kleykamp sich zunächst nicht belohnen konnten. Trotz Mehrfigur (Simon) bzw. Mehrqualität (Philip) gingen beide Partien noch verloren, weil beide mit dem Mehrmaterial angefangen hatten, wieder zu schnell zu spielen. Die erste Entschädigung ließ nicht lange auf sich warten, als Marius Schemmann in eigentlich verlorener Stellung per Dauerschach zu einem Remis kam.
0,5:2,5 - für den dringend notwendigen Gesamtsieg mussten nun die drei noch laufenden Partien allesamt gewonnen werden. Und dafür sahen die Chancen gar nicht mal so schlecht aus. Dominik Fuisting hatte am Spitzenbrett die Qualität gewonnen und zudem einen überwältigenden Königsangriff aufgebaut. Auch Shirin Schlamann war im Besitz eines gesunden Mehrbauern, lediglich Jonas Hofene stand mit einem Minusbauern "verdächtig". Allerdings war in der Stellung noch reichlich "Fudel-Potential", so dass sie dem stets nach taktischen Verwicklungen ausschauenden Jonas eigentlich liegen sollte. Dominik machte dann schnell kurzen Prozeß mit seinem Gegner, und auch Jonas verschärfte die Gangart am Königsflügel, so dass sein Gegner schon die Dame geben musste um ein Matt abzuwenden.
Also wieder Ausgleich - aber inzwischen hatte Shirin einen vergifteten Springer geschlagen, verlor die Dame und musste in ein Endspiel mit Turm und Läufer gegen die Dame. In der vierten Spielstunde waren hier beide Akteure ziemlich groggy, Shirin übersah einen Damengewinn sowie ein zweizügiges Matt, doch ihr Gegner patzte noch kapital einen ganzen Turm ein. Nach vielen Irrungen und Wirrungen hatte Shirin dann endlich den entscheidenden Punkt in der Hand - übrigens in ihrer ersten Turnierpartie nach zweijähriger Schachpause.